Keep Frozen part three
48-Stunden-Performance: 08.-09.01.2016, jeweils 6:00 - 19:00
Vernissage 1: 09.01.2016
Einlass: 18:00
Begrüßung: 19:00
Musik von Helmut Geldmacher: 19:30
Vernissage 2: 22.01.2016
Videoinstallation „Labour Move“: 18:00
Symposium: 22.-24.01.2016
SEA BODY INFRASTRUCTURE IMAGE – an artistic research Symposium
Künstlerin
Keep Frozen part three
"Keep Frozen" ist ein Projekt der isländischen Künstlerin Hulda Rós Gudnadóttir im Bereich der künstlerischen Praxis-als-Recherche, welches Hafenästhetiken, die Arbeitsbedingungen von physischer Hafenarbeit sowie die Praxis der Künstlerin als Recherche erforscht. Die "Keep Frozen"-Ausstellungsreihe wird erstmalig in Deutschland präsentiert.
"Keep Frozen part three" eröffnet mit einer 48-stündigen Performance einer Gruppe von Hafenarbeitern und einem Filmteam. Im Kunstkraftwerk werden die Hafenarbeiter dieselben Arbeitszeiten einschließlich der Pausen einhalten, wie sie am Reykjavíker Hafen gängig sind. Üblich ist, dass sie dort im engen Zeitrahmen von 48 Stunden bis zu 25.000 Kisten mit gefrorenem Fisch à 25 Kilo aus Frosttrawlern entladen. Dabei arbeiten sie in einem Kühlfrachtraum bei -35°C. Die Kisten sind viel schwerer als EU-Richtlinien erlauben. Wie im Hafen werden die Arbeiter auch hier entsprechend ihres Arbeitstempos bezahlt. Sicherheitsmaßnahmen sind außer Kraft gesetzt, während die Arbeiter sich fortlaufend drehen. In einem endlosen Kreislauf wiederholter Bewegungen stapeln sie in einem ritualistischen Tanz in der 500m² großen postindustriellen Ausstellungshalle Kisten - so schnell sie können: von einem Stoß zum nächsten. Es ist eine unmenschlich schwierige Aufgabe, die sich zunehmend dramatisiert und mit einem hohen Niveau an Präzision und Erfahrung ausgeführt wird, die nur wenige außerhalb des Hafens erreichen könnten.
Die Performance wird zum Teil vom selben Filmteam aufgenommen, das seit einigen Jahren an einem Dokumentarfilm über die Hafenarbeiter in ihrem „natürlichen“ Arbeitsumfeld arbeitet. Die Arbeiter, Hauptfiguren des Dokumentarfilms, werden nun ihrem Ursprungskontext entrissen und neu inszeniert, an einem Ausstellungsort, der ironischerweise bis 1992 selbst ein Arbeitsort für Arbeiter war. Die Performance wirft nicht nur Fragen über ihren Handlungsort auf, sondern betrachtet auch breit gefächerte künstlerische Problemstellungen:
Was ist (Re-)Präsentation? Was ist (Neu-)Inszenierung? Was ist Re-en(act)ment? Was ist (Re-)Produktion? Wie steht es um das Verhältnis von diesen Themen zu Realität/Raum/Kino?
Das Filmteam rückt die Abstrahierung der Bewegungsabläufe und Ästhetiken der Hafenarbeit in den Fokus: Indem die Arbeiter und ihre Bewegungen dekontextualisiert werden, werden ihre Bewegungen, Gesten und Geräusche für uns klar sichtbar und hörbar. Die Performance wird in Zusammenarbeit mit Hinrik Thor Svavarsson entwickelt, selbst ein ehemaliger Hafenarbeiter, der nun als professioneller Dramaturg tätig ist.
In einem unglaublich kurzen Zeitraum von zwei Wochen verwandelt das Filmteam die Aufnahmen in einen Experimentalfilm, der als Videoinstallation und „work in process“ am 22.01.2016 im Kunstkraftwerk erstmalig präsentiert wird.
Credit:
DOP Dennis Helm, 1st AC Max Kleber, Sound André Zacher, Editing Kinga Kielczynska, Production assistant Andrea Adalsteinsdottir
Performer/dramaturg:
Hinrik Thor Svavarsson
Performers: Davíð Svavarsson, Jens Petur Kjærnested, Sigurður Gáki Árnason, Valur Ísak Aðalsteinsson
Produced by dottirDOTTIR ehf.
KUNSTKRAFTWERK ART PROGRAMM
Im Jahr 2014 hat das Kunstkraftwerk sein Kunstprogramm initiiert. Ziel dabei war, international tätige Künstler zu Ausstellungen nach Leipzig einzuladen. Mit der künstlerischen Leitung dieser Ausstellung wurde Frau Candace Goodrich beauftragt.