Carried by the Wind / Anti-Monuments

Die Installation "Carried by the wind" und die Ausstellung "Anti-Monuments" verarbeiten auf unterschiedliche Weise das politischen Erbe der russischen Avantgarde-KonstruktivistInnen und des folgenden Kalten Krieges. Sie zeigen auf, wie die jungen KünstlerInnen sich der damals wie heute aktuellen Debatte um den Nützlichkeitsbegriff der Kunst stellen und sie in eine zeitgenössische Deutung umwidmen, ohne den historischen Kontext zu ignorieren.

Kurator

Förderer und Partner

  • Kunstkraftwerk
  • Kulturstiftung des Freistaates Sachsen

Carried by the Wind / Anti-Monuments

Inspirationsquelle des Projekts "Carried by the Wind" ist eine Propagandainitiative des Kalten Krieges, bei der an Luftballons hängende Druckschriften ausgehend von der BRD über die Gebiete der sozialistischen Tschechoslowakei, Ungarns und Polens abgeworfen wurden. Im Rahmen dessen wurden zwischen 1951-1956 mehr als 300.000.000 Flugblätter und Bücher von 500.000 Ballons befördert.
"Carried by the Wind" bildet die transparenten, kissenförmigen Ballons der Propagandaaktion nach und installiert sie schwebend im Gebäude. Die Ballons haben mit ca. zwei Meter Höhe Originalgröße. 40 oder 50 Stück werden im  Kunstkraftwerk positioniert. Jeder Ballon trägt ein eigenes Textfragment. Bei den Textfragmenten handelt es sich um Passagen aus dem Buch "Die Zimtläden" des polnischen Schriftstellers Bruno Schulz. Schulz' Geschichten gehen über direkte Metaphern hinaus und erstrecken sich ins Reich der unverarbeiteten, vorpsychologischen Vorstellungskraft. Ziel ist es, dass sich die Besucher mit Schulz' kreativer Stimme identifizieren können. Von der Installation soll eine Magie ausgehen, die sich aus der direkten, theatralischen Ebene speist und die Zuschauer ganz unmittelbar verzaubert.

1919 erhielt Wladimir Tatlin den Auftrag, ein Monument für die III. Internationale zu entwerfen, welche die Einheit der internationalen Arbeiterbewegung festigen und die proletarische Revolution vorantreiben wollte. Es sollte eine gewaltige Struktur werden, bestehend aus drei unabhängig voneinander geneigten, gedrehten Körpern, eingepasst in eine spiralförmig gewundene Stahlkonstruktion. Zum Einsatz kommen sollten Glas und Aluminium aus der Massenproduktion – die modernistischen Materialien par excellence –, um Fortschritt zu signalisieren und gleichzeitig die bourgeoise Vorliebe für stark verzierte Fassaden, und mit ihr auch die Ideologie der Bourgeoisie an sich, einzureißen. Vor allem sollte das Kunstwerk Funktionalität und Nutzen haben, d.h. utilitaristisch sein. Jeder Teil dieses Monuments sollte von ArbeiterInnen genutzt werden, um der kommunistischen Sache zu dienen. Es sollte zum Inbegriff eines heroischen Utopismus werden und die Leidenschaft für den industriellen Fortschritt verkörpern.
Dem damaligen Kunstkritiker Nikolai Punin zufolge löste Tatlin "eines unserer komplexesten kulturellen Probleme", indem er eine Skulptur schuf, in der die "utilitaristische Form als rein kreative Form erscheint."
Alle vier an der Ausstellung beteiligten KünstlerInnen werden Anliegen aufgreifen, die die Avantgarde-KonstruktivistInnen damals beschäftigt hatten.

KUNSTKRAFTWERK ART PROGRAMM

Im Jahr 2014 hat das Kunstkraftwerk sein Kunstprogramm initiiert. Ziel dabei war, international tätige Künstler zu Ausstellungen nach Leipzig einzuladen. Mit der künstlerischen Leitung dieser Ausstellung wurde Frau Candace Goodrich beauftragt.